Lernort Bauernhof – konventionell oder ökologisch? 
„Und wenn man alt wird, wie ´ne Kuh, man lernt immer noch dazu!“ pflegte meine Mutter zu sagen und dies bewahrheitete sich am Freitag für 28 Realschüler und die zwei begleitenden Lehrerinnen der KARS Philippsburg. Wie viel oder wenig Elf- bis Zwölfjährige über Milchviehwirtschaft, tägliche Arbeiten in der Landwirtschaft oder auch über Tiere wissen, hängt natürlich auch vom individuellen Interesse und der Freizeit- und Feriengestaltung innerhalb der Familie ab. Wer schon mal Ferien auf einem Bauernhof gemacht hat oder generell auf dem Land lebt, weiß natürlich mehr als ein Stadtkind, das Milch nur aus dem Tetrapack kennt.

Der Weidenhof von Familie Wenz in Liedolsheim ist ein Milchviehbetrieb, der beim Projekt „Lernort Bauernhof“ www.lob-bw.de mitmacht. Die fast dreistündige Führung verging wie im Flug, weil die Kinder aktiv bei der Fütterung der Kälber oder dem Mischen der Nahrung für die Milchkühe mithelfen durften. Dabei lernten sie einiges: Wie viel Milch gibt eine Kuh täglich?

Wie viel muss sie dafür fressen und saufen? Was frisst sie überhaupt alles? Wo kommt das Futter her? Warum haben manche Kälber einen Namen, andere nur ein Geburtsdatum auf ihrem Knopf im Ohr stehen? Was ist Silage, bzw. Milchsäuregährung? Und wie war das noch mal mit den vielen Mägen der Kuh und ihrem Gebiss? Was passiert mit den Bullen und wie lange spricht man von Kalb(fleisch)? 

Neben Biologie und Erdkunde / Geografie steht bei diesem Projekt natürlich auch die Verbraucherbildung im Vordergrund. Während die Kinder noch bei den freilaufenden Hühnern waren und auch ein Huhn streicheln durften, sah man die Milchkühe, wie sie zur Weide wanderten. („Ich seh´ die Milchstraße“, kalauerte ein Schüler). Da konnte man eine ältere Kuh beobachten, die es sich nicht nehmen ließ bei diesem schönen Wetter auch den Stall zu verlassen, obwohl sie sehr gebrechlich wirkte. Uns wurde mitgeteilt, dass Emma 10 Jahre alt sei und immer noch Milch gäbe. Ein Bulle durfte auch mit auf die Weide, das spart die künstliche Besamung. Für die Kinder war klar: Dies ist ein ökologisch geführter Bio-Bauernhof, den Tieren geht es sehr gut, sie haben Freigang, die Kälbchen haben ein weiches Fell, das Futter ist frisch und wird selbst produziert….. Tatsächlich handelt es sich in seiner Ausrichtung um einen konventionell geführten Betrieb. 

 

Für den Konsumenten von Fleisch und Milchprodukten sollte wichtig sein auf regionale Produkte zu achten. So wird vermieden, dass Tiere, die geschlachtet werden, durch halb Europa gekarrt werden müssen und der Metzger vor Ort kennt normalerweise die Haltungsbedingungen der Tiere und kann dem Verbraucher darüber Auskunft geben. Auch der Milchpreis muss dringend steigen, wenn man keine Stallhaltung in Massenviehbetrieb möchte. Und dass wir plötzlich alle Veganer werden, ist auch keine Lösung! Es sollte uns einfach bei jedem Bissen Fleisch (wieder) bewusst sein, dass wir ein Lebewesen essen und dahinter viel Arbeit steckt.