Tanja Kartach ist Schulsozialarbeiterin an zwei Schulen (Grundschule und Realschule)  in der Stadt Philippsburg -  unterstützt durch Schulhund Luna:

Seit dem Schuljahr 2017/18  begleitet mich meine Mischlingshündin Luna bei meiner Arbeit. Luna ist 3 Jahre alt und eine rumänische Straßenhündin. Ich hab sie mit 9 Monaten über einen Tierschutzverein bekommen. In meiner Arbeit als Schulsozialarbeiterin biete ich Beratung und Unterstützung für Eltern, Lehrer und Schüler bei familiären, schulischen und sozialen Problemen. Als Präventionsmaßnahme biete ich auch Projekte in Schulklassen an.

Die Idee meinen Hund als Unterstützer miteinzubeziehen ergab sich in einer Fortbildung, als eine andere Schulsozialarbeiterin berichtete, dass sie ihren Hund im Einsatz hat. Der Gedanke beschäftigte mich immer wieder. So habe ich bereits in der Vergangenheit in einer Intensivwohngruppe für psychisch erkrankte Jugendliche gearbeitet, in dem ein Therapiehund sehr erfolgreich eingesetzt wurde. Nachdem ich meine Kolleginnen, meinem Chef und die Schulleitung in meine Überlegungen einbezogen hatte, und diese dem positiv entgegen sahen, stellte ich meine Idee den Lehrern in einer Gesamtkonferenz vor. Dem Punkt „Einsatz eines Schulhundes in der Schulsozialarbeit“ wurde zugestimmt.

 

Diese Entscheidung habe ich seitdem kein einziges Mal bereut, ganz im Gegenteil, Luna bereichert meine Arbeit in so vielen Punkten.

Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass Hunde sich positiv auf Menschen auswirken. Aber Sie fragen sich bestimmt, wie sich die Arbeit mit Hunden nun konkret in der Schulsozialarbeit gestaltet und was dies bewirken soll.

Der Tag beginnt morgens, wenn ich die Schule betrete. Mein Hund freut sich sichtlich und ist voller Vorfreude auf den Tag. Stürmisch wird sie von allen Schülern begrüßt, die sich in der Aula aufhalten. Menschenansammlungen fürchtet mein Hund nicht, im Gegenteil, je mehr sie begrüßen, umso mehr freut sie sich. Sie liebt es im Mittelpunkt zu stehen und genießt die Aufmerksamkeit. Nach der Begrüßung geht es in mein Büro. Die Arbeit beginnt. Der erste Schüler klopft an der Tür. Der Schüler ist traurig und erzählt von seinem Problem. Luna tröstet ihn, stupst ihn mit der Nase an und legt sich vor seine Füße. Sofort verschwindet die Traurigkeit aus den Augen. Er lächelt und streichelt Luna….

In der tiergestützten Pädagogik gibt es zahlreiche Übungen mit Hunden, die sich auf bestimmte Krankheiten und Störungen positiv auswirken und zur deutlichen Verbesserung beitragen. Förderung der Konzentration, der Entspannung, Reduzierung von Ängsten und Depressionen etc., um nur einige zu nennen. Der Hund sorgt für Wohlbefinden, Sicherheit und Vertrauen. Der Hund regt an, „Neues“ zu entdecken und schafft neue Kompetenzen.

Die Kinder kommen wegen Probleme und Ängste zu mir. Sie sind in der Regel stark aufgelöst, traurig, enttäuscht oder ängstlich. Manchen Kindern fällt es schwer mit jemanden über ihre Sorgen zu reden und Blickkontakt zu mir zu halten. Gerade beim Erstkontakt, wenn sie mich noch nicht kennen. Der Hund ist ein toller Eisbrecher. Die Kinder streicheln den Hund und sind gleich entspannter. Oft frage ich, ob wir einen Spaziergang mit dem Hund machen wollen und gebe dem Kind die Hundeleine. Luna ist ein super Seelentröster und Zuhörer. Sie schaut die Kinder an, kuschelt sich an sie und leckt sie ab. Sie spielt mit ihnen und macht Kunststücke. Oftmals lasse ich die Kinder auch das Fell bürsten, frisches Wasser holen oder ähnliches.

In manchen Fällen nutze ich Luna als Belohnungssystem. Für jeden Tag an dem das Kind etwas Vereinbartes erfolgreich schafft (zum Beispiel am Unterricht nicht zu stören, alle Materialien dabei zu haben, keinen Streit mit Klassenkameraden, sich melden, alle Hausaufgaben gemacht zu haben o.ä.), verdient sich das Kind ein Leckerli für Luna. Am nächsten Termin darf das Kind die verdienten Leckerlis einlösen, in dem er mit ihr Kunststücke macht. 

Hunde haben eine beruhigende, angsthemmende Wirkung. In zahlreichen Studien ist belegt, dass durch die Anwesenheit von Hunden der Stresspegel sinkt und das Stresshormon Adrenalin zurück geht, der Blutdruck sich senkt, der Kreislauf stabilisiert wird, die Muskeln sich entspannen und Endorphine freigesetzt werden. Gerade wenn Kinder Angst vor einer anstehenden Arbeit oder Prüfung haben, ist es eine Möglichkeit vorher etwas Kuschel- und Spaßzeit mit Luna zu verbringen. Dies kann man mit Mutsteine, Botschaften und Mutgeschichten kombinieren.

Am meisten stolz bin ich jedoch darauf, dass Luna es geschafft hat, auch Kinder die vor Hunden Angst hatten, ihnen diese zu nehmen.